Mittwoch, 9. Mai 2012

Vom Spass am Handy

Also wie wir da mit allen Familien beim Ausflug sitzen und ich das HTC herumzeige, verdreht mein Mann schon die Augen. Ihm geht das Gefummel schon gehörig auf die Nerven. Er findet Gefummel am Handy einfach unkommunikativ. Hm, hat er recht und ich gebe nach. Ich werde den Tag nutzen um die Kamera ausgiebig zu testen. Filme und Fotos sind durch die Etikette abgedeckt und werden nicht getadelt, denn Bilder und gar Filme haben alle gern. Die Kinder auf dem Luftpilz. Die Kinder unter der Palme. Die Eltern auf der Bierzeltgarnitur. Und zuguterletzt auch noch das benötigte Familienfoto für die Saisonkarte. Ich bin zufrieden mit mir, denn ich habe wieder einen Teiltest erledigt. Die Bilder sind allesamt scharf, um Verwackelungen zu produzieren muss man schon grob sein. Die Serienbilder, die automatisch entstehen, wenn man den Ausloeser nicht rechtzeitig loslässt, sind genial. Poetry in motion - ehrlich.

Und doch. Es stört mich, dass mein Mann so gar kein Interesse für das Handy aufbringen mag. Es kann doch nicht sein, das ein Mann wie meiner kein Interesse an Handys hat. Ich muss mir dringend was überlegen. Auf der Rückfahrt nach hause teste ich die App Soundhound. Diese App kann separat gestartet werden, ist aber auch in jede andere App eingebettet, die etwas mit Musik zu tun hat. Allerdings arbeitet sie nur online. Wenn gerade keine Verbindung besteht, kann die Anfrage für später gespeichert werden. Na jedenfalls halte ich das Handy in Richtung Lautsprecher. Nach vier Sekunden zeigt mir die App ein Lied von Joe Cocker an, das Erscheinungsdatum und bietet die Onlinesuche nach dem Liedtext an. Ich hab jetzt ne Datenflat, also her mit dem Text. Als ich auflache und stümperhaft mitsinge schaut mein Man mich an. Belustigt präsentiere ich ihm mein Ergebnis und habe Glück. Er mag Joe (im Gegensatz zu mir) und fragt mich nach der App. Logisch, so gehts. Ich zeige ihm mit dem Htc was er an seinem Handy hat. So muss ich auch nicht allein probieren, nur direkt sagen darf ich es nicht.

Der liebe Gott meint es gut mit mir. Das Wetter ist schön, wir haben alle frei und mein Gatte ruft zur Fahrradtour. Die Gelegenheit das GPS, Google maps und die Location App zu testen. Der Fahrradcomputer vom Discounter ist seit Wochen defekt. Die Gelegenheit meinem Schatz zu zeigen,wie schön man das auch mit dem Handy machen kann. Todesmutig stimme ich der traditionell überdimensionierten Tour zu - die Kinder springen erwartungsgemäß entsetzt in ihre Zimmer mit dem Hinweis noch sonst was erledigen zu müssen. Also nur mein Schatz und ich. WLAN an und im Market springen mich gleich mehrere Sportapps an, die mit GPS die Tour verfolgen und aufzeichnen können. Ich unterbreite meinem Mann meine Idee und was soll ich sagen? Mein Mann loggt sich mit seinem Handy ins WLAN ein und lädt mit meiner Hilfe , zum allerersten Mal in diesem Handyleben, die vorausgewählte APP Endomondo herunter. Ich lade Runtastic. Beide Apps laufen und ich lächle zufrieden. Mein GPS hat mich auch im Wohnzimmer am Fenster ruck zuck gefunden. Das Samsung rödelt noch. Also schlage ich vor die App GPS optimizer oder GPS Booster zuzuschalten, die ich schon vor seinem Geburtstag auf dem Samsung installiert hatte. Mein Gatte fängt an zu suchen und quittiert dies mit der Bemerkung, das wir echt mal alle Apps ausprobieren müssen, damit er weiß wofür der ganze Kram überhaupt da ist.

Sollte es denn wirklich so einfach sein?

In unserer Auffahrt findet auch das Samsung uns. Ich bin so zufrieden mit der Reaktion meines Mannes, das ich sicher bin die bestimmt 20 vor mir liegenden Kilometer zu schaffen. Schon am Ende unserer Sackgasse kontrolliert mein Mann sein Handy und stellt zufrieden fest, dass das GPS unseren 200 Meter Weg registriert hat. Am nächsten markanten Punkt vergleichen wir unsere Ergebnisse. Einzig die aufgezeichnete blaue Linie unserer zurückgelegten Strecke auf weißem Grund trübt bei ihm das Ergebnis. Bei mir ist eine Karte vorhanden, obwohl ich.nicht online bin. Aber ich habe für die Location-App die Deutschlandkarte via WLAN (Festhalten: 650 MB in 10 Minuten) aufs Handy geladen. Diese Karte scheint auch von anderen Apps genutzt zu werden. Merke, ich muss versuchen das auf dem Samsung hinzukriegen. Nach 10 Kilometern durch die Walachei stehen wir vor einem Schild mit Wanderkarte. Die Straße ist durch eine Leitplanke blockiert, welche die Grenze zwischen Holland und Deutschland markiert. Bergfest – so ein Glück. Ein gefühlter 10. Kontrollblick auf unsere Handys ergibt ein identisches Ergebnis mit 20 Metern Abweichung. Für mich liegt das in der Toleranz, zumal ich nicht sagen kann, was richtig ist. Zeit für die nächste App.

Als ich mir vor wenigen Jahren mein LG Cookie zulegte tat ich das in dem Glauben so eine kostenlose Navi App, wie Nokia sie anbot, drauf machen zu können. Nur, Nokia kaufen kam nicht in Frage. Die hatten gerade alle Subventionen kassiert und dann das Werk im Ruhrgebiet geschlossen. Schwerer Fehler, der mit meinem Stolz nicht vereinbar ist. Apple konnte ich mir nicht leisten und die Android Phones waren weder billig noch kannte ich mich damit aus. Zu dumm nur, das ich nicht wusste, das man fürs Navigieren ein GPS braucht – welches im Cookie natürlich nicht drin ist. Aber die Sehnsucht nach diesem Spielzeug – das bei meiner saumäßigen Orientierung eher Lebensretter ist, ist natürlich geblieben. Die Location App ist in der Theorie genau das was ich immer wollte. Klar, was jetzt kommt!

Laut App stehe ich genau an einem weißen Abgrund – die Hollandkarte habe ich nicht geladen. Die deutsche Seite ist jedoch tadellos dargestellt, wie bei jedem Stadtplan. Ich will mich leiten lassen, wie beim Auto-Navi. Mein Mann drängelt und ich habe die vorzunehmenden Einstelllungen deshalb nicht richtig gelesen, es funktioniert nicht und ich fahre deshalb mit Handy in der Hand los. Das GPS verfolgt uns brav die Straße entlang, durch den empfindlichen Kompass, der zugeschaltet ist wackelt die Darstellung allerdings dermaßen mit meinem wackeligen Einhand-Gegurke auf dem Fahrrad, dass ein Ablesen kaum mehr möglich ist. Schon gar nicht, wenn man die Straße auch nur ansatzweise im Blick halten will. Stopp, ich halte an und verlasse wehmütig die App. Das war sicher nicht mein letzter Versuch. Also starte ich Google maps, wofür habe ich eine Datenflat. Google findet mich und verliert mich 100 Meter weiter wieder. Um meinen Gatten nicht weiter zu nerven, versuche ich es noch einmal einhändig während der Fahrt (hoffentlich ließt das kein Polizist). Gleiches Spiel. Finden und 100 Meter weiter verlieren. Sch... Es dauert ein paar Minuten bis ich schalte. Klar, wir fahren die Staatsgrenze entlang, da ist das mit dem Handynetz so eine Sache, da ich Roaming nicht zugelassen habe, hilft mir auch die deutsche Datenflat nicht im holländischen Handynetz. Aber auch wenn das mit den Apps nicht so lief, wie ich das wollte, wenigstens weiß ich, dass das GPS flott und präzise arbeitet.

Zu hause ist mein Mann hellauf begeistert. Endomondo zeigt nicht nur die gefahrene Route in Blau (auf nicht vorhandener darum rein weißer Karte), sondern jeder Kilometer ist mit der entsprechenden Fahrzeit aufgelistet. Der schnellste mit einem Hasen, und der langsamste Kilometer mit einer Schildkröte. Durchschnittsgeschwindigkeit, Gesamtfahrzeit, Kalorienverbrauch... Solche Statistiken gehen mir völlig ab, aber mein Mann kommt da so richtig in Wallung. Noch befriedigerend für Ihn, das Runtastic nicht so detailliert aufzeichnet oder Wiedergibt oder ich es einfach nicht finde. (diese App wird gleich wieder gelöscht)

Zwei Tage später wird mein Mann mir berichten, dass er mit Endomondo den Zug nach Düsseldorf gemessen hat. Fahrstrecke, Geschwindigkeit.... Ich kann mir das Lachen kaum verkneifen. Auf so Ideen kommt nur mein Mann. Ich wusste der Test wird spitze, wenn ich es schaffe den Spieltrieb nur etwas herauszukitzeln – fehlt nur noch die Deutschlandkarte für ihn und eine Idee für mich was und wie ich als nächstes teste.

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